Zwei junge Männer, ein Jude und ein Palästinenser, müssen feststellen, dass sie bei der Geburt vertauscht wurden. Der Französin Lorraine Lévy geht es in ihrem Film weniger um die politischen als um die persönlichen Fragen der brisanten Verwechslung. Ein Routinebluttest nach dem Schulabschluss und vor dem Eintritt in den Militärdienst erschüttert alle Gewissheiten der letzten beiden Jahrzehnte: Die Gene irren nicht, Joseph (Jules Sitruk), so stellt sich heraus, ist nicht das Kind seiner Eltern. Nachdem die naheliegenden Verdachtsmomente gegen die Mutter aus dem Weg geräumt sind, wird klar, dass Joseph bei der Geburt im Krankenhaus mit einem anderen Jungen vertauscht wurde. Die Frage, ob die Gene ausschlaggebend sind oder doch eher Erziehung und Umfeld einen Menschen prägen, bekommt in solchen, im Kino gern verfilmten Fällen eine Tiefe, die über medizinische Fakten weit hinausgeht. Die Französin Lorraine Lévy zieht die Schrauben noch ein bisschen stärker an, indem sie die Kinder volljährig und damit auch selbstverantwortlicher macht. Die ganz große Herausforderung für alle Beteiligten aber liegt darin, dass Joseph in einer jüdisch-israelischen Familie in Tel Aviv und Yacine in einer arabisch-palästinensischen in den besetzten Westbank-Gebieten aufgewachsen ist.
Expert:innen: Katharina Ochsendorf arbeitet seit Mitte 2018 als Projektkoordinatorin im Kölner Projektbüro für das Projekt Wi.e.dersprechen – Dialoge über Grenzen hinweg; Ralf Lange-Sonntag ist Beauftragter der EKvW für interreligiösen und christlich-jüdischen Dialog.
Teilnahmebeitrag
Kostenfrei
Filmreihe ICH BIN DU BIST WIR SIND
Gefördert durch das Bundesprogramm Demokratie Leben