Im Schwenke-Zentrum berät das EhAP Plus-Team des Caritasverbandes Hagen EU-zugewanderte Familien
und richtet seinen Blick dabei besonders auf die Kinder
Schwenke-Zentrum. Mădălina Racman hat vier Kinder und ist alleinerziehend. Vor einigen Monaten ist die junge Mutter, die gebürtig aus Rumänien stammt, von Berlin nach Hagen gezogen. Mit im Gepäck: viele unterschiedliche Probleme …
„Mădălina Racman ist ein klassisches Beispiel für viele unserer Klienten, die wir betreuen. Die Familien haben oft auf den ersten Blick nur ein Problem zu lösen und später entwickeln sich dann gleich mehrere Herausforderungen daraus“, berichtet Aurora Bauernfeind vom Caritasverband Hagen, eine der Mitarbeiter:innen vom EhAP Plus-Team. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Anna Büyükburc, ebenfalls im EhAP Plus-Team tätig, kümmert sie sich im Rahmen des Projektes „ABBA – Ansprechen, Beraten, Begleiten und Aufnehmen“ seit Anfang 2023 um EU-zugewanderte Kinder und Jugendliche bis zum 18. Lebensjahr und deren Familien. Das Projekt ist eines von 74 Projekten gegen Armut und Ausgrenzung, die im Rahmen des EU-Programms „EhAP Plus“ durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und die Europäische Union über den Sozialfonds Plus (ESF Plus) bundesweit gefördert werden. Ziel des Projektes ist eine langfristige Armutsprophylaxe durch Integration und Bildung. Neben Aurora Bauernfeind und Anna Büyükburc gehören auch Zeycan Kilic, Silvia Spitzer, Erika Wienand, Sandra Schlicht sowie Olav Schröer als Projektkoordinator zum Team dazu. Dieses multiprofessionelle Team unterstützt die Familien in möglichst vielen Bereichen.
„Wir haben bewusst den Fokus auf die Kinder gelegt. Denn vielen Eltern, die nach Deutschland kommen, ist es nicht bewusst, dass sie sich hier bereits zwei Jahre vor dem Kita-Start um einen Platz kümmern müssen“, erklärt Anna Büyükburc das Problem. Aus diesem Grund würden viele Kinder vor ihrem Schulstart keine Kita besuchen. „Der Besuch einer Kindertageseinrichtung ist aber nicht nur für die sozialen Kontakte der Kinder wichtig, sondern unter anderem auch für die Grob- und Feinmotorik und natürlich ganz entscheidend für das Lernen unserer Sprache“, so Aurora Bauernfeind.
Enge Zusammenarbeit mit Schulen
Das EhAP Plus-Team berät und begleitet aber nicht nur bei der Suche nach einem Kita-oder Grundschulplatz. Es unterstützt außerdem beim Übergang von der Grundschule in die weiterführende Schule und später auch bei der Suche nach einem Ausbildungs- oder Studienplatz. „Die enge Zusammenarbeit und der Austausch zum Schulamt im Allgemeinen, aber auch mit den Grundschulen und den weiterführenden Schulen vor Ort ist uns besonders wichtig. Wir wollen eine Verbindung zwischen den Ämtern und den Menschen herstellen und dafür sorgen, dass die Kinder gut in unser Bildungssystem integriert werden. Denn Bildung ist so extrem wichtig“, sagt Aurora Bauernfeind. Die gebürtige Rumänin weiß aus eigener Erfahrung, wie schwierig der Austausch mit bestimmten Behörden sein kann. Sie habe selbst viele Jahre in Rumänien als Lehrerin an einer Schule gearbeitet. Für sie sei „ABBA“ ein Herzensprojekt: „Ich helfe einfach gern und habe schon immer viel Spaß daran gehabt, mit Kindern zusammenzuarbeiten“, berichtet sie.
Die Kinder von Mădălina Racman sind vier, sieben, zehn und elf Jahre alt. Durch die Hilfe der Caritas-Mitarbeitenden besuchen sie mittlerweile alle eine Kita bzw. eine Schule in Hagen. Mădălina Racman ist dankbar für die Unterstützung: „Ich bin dankbar für alles. Sie haben mir nicht nur bei der Suche nach Betreuungsplätzen für meine Kinder geholfen, sondern auch bei der Suche nach einem Arbeitsplatz. Wir fühlen uns alle sehr wohl hier und sind froh, endlich angekommen zu sein.“ Nicht immer laufe alles so reibungslos wie bei Mădălina Racman, berichtet Aurora Bauernfeind. In manchen Fällen seien langfristige Planungen gar nicht möglich: „Viele Menschen die zu uns kommen, sind dauerhaft auf der Suche nach einem besseren Leben, nach finanzieller Stabilität und einer professionellen Ausbildung. Für diese Hoffnung ziehen sie von Stadt zu Stadt oder auch Land zu Land. Sie haben oft nur die kurzfristige Veränderung im Blick, aber planen nicht langfristig.“ Es komme häufig vor, dass die Kinder in einer Hagener Schule angemeldet sind und plötzlich nicht mehr im Unterricht erscheinen oder erst nach einigen Monaten wieder da sind. „Für Familie aus Südosteuropa ist das nicht ungewöhnlich, aber deshalb ist es unser Ziel, ihnen hier eine langfristige Perspektive zu geben und vor allem zu zeigen, wie wichtig es für die Kinder und Jugendlichen ist, eine Schule regelmäßig zu besuchen“, sagt Aurora Bauernfeind.
Mitten im Projekt
Sie seien derweil schon mitten im Projekt, so Aurora Bauernfeind. „So bieten wir unter anderem ein Eltern-Café direkt in einer Schule an. Viele der Familien verbinden mit Schule etwas Negatives. Dieses Bild wollen wir verändern und zeigen, was Schule noch alles kann und ist.“ Für Vorschulkinder, die jetzt im August 2024 eingeschult werden und zuvor keine KiTa besuchen haben, unterstützte das EhAP Plus-Team an der Funckeparkschule die Vorschulgruppe „Fit für die Schule“ einmal pro Woche. Sie haben aber auch noch viele weitere Ideen, die sie auch noch umsetzen wollen. Über 100 Familien aus Südosteuropa betreuen die EhAP Plus-Mitarbeiterinnen momentan. Es sei immer ein Seiltanz. Viele wollen Hilfe und Unterstützung, bei anderen müsse man immer dranbleiben, damit man sie nicht aus den Augen verliere. „Die Dankbarkeit der Menschen ist aber sehr groß, vor allem die der Kinder, wenn sie eine Schule regelmäßig besuchen dürfen und unsere Sprache Wort für Wort erlernen.“ Auch für Anna Büyükburc ist das Projekt etwas ganz Besonderes: Sie hat selbst einige Zeit im Ausland gelebt, ihr Mann kommt aus der Türkei. Sie weiß, welche kleinen und großen Hürden es für Menschen gibt, die aus anderen Ländern nach Deutschland kommen. „Ich hoffe, dass wir noch viele Familien und ganz besonders viele Kinder auf diesem wichtigen Weg in eine gute Zukunft beraten und vor allem begleiten können und dürfen.“
Kontakt:
Caritasverband Hagen
Schwenke-Zentrum, 1. Etage
Bergischer Ring 100
58095 Hagen
Die Caritas-Mitarbeitenden beraten in folgenden Sprachen: Rumänisch, Türkisch, Ungarisch, Italienisch, Englisch und Deutsch.
Das Projekt „Ansprechen – Beraten – Begleiten – Aufnehmen“ wird seit dem 01.01.2023 vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales und von der Europäischen Union über den Sozialfonds Plus (ESF Plus) gefördert.
Mit dem Projekt wird Menschen in Hagen geholfen, die unter Armut leiden und nur unzureichenden Zugang zu den lokal vorhanden Hilfeangeboten haben. Bei diesem Projekt beteiligen sich zwei Wohlfahrtsverbände: Der Caritasverband Hagen unterstützt benachteiligte neuzugewanderte Unionsbürger*innen aus Südosteuropa, darunter speziell schulpflichtige Kinder und ihre Eltern.
Der Schwerpunkt der Diakonie Mark-Ruhr wiederum liegt bei Wohnungslosen und von Wohnungslosigkeit bedrohten Personen.