Hagen. Der Caritasverband Hagen widmet sich einem wichtigen Kapitel der lokalen Geschichte und initiiert das Projekt „Gegen das Vergessen“. Ziel ist es, die behördlichen Gräueltaten während der NS-Diktatur in Hagen aufzuarbeiten und einen angemessenen Ort des Gedenkens zu schaffen.
In Kooperation mit dem Gesundheitsamt der Stadt Hagen, dem Hagener Geschichtsverein sowie Menschen mit Behinderung und Studierenden der Fachhochschule Dortmund soll die Rolle städtischer Institutionen während des Nationalsozialismus kritisch beleuchtet werden.
„Als Caritas wollen wir diese schwierigen Zeiten nicht verdrängen. Wir sind für eine aktive Erinnerungskultur, bei der die Opfer im Mittelpunkt stehen. Wir betrachten es als unsere Aufgabe gemeinsam mit den Kooperationspartnern, den Opfern eine Stimme zu geben. Die Erinnerung ist immer eine Mahnung für die Gegenwart und die Zukunft!“, betont Torsten Gunnemann, Vorstand beim Caritasverband Hagen. „Nur so können wir aus der Geschichte lernen und einen Beitrag zu einer offenen und toleranten Gesellschaft leisten.“
Oberbürgermeister Erik O. Schulz ergänzt: „Die Ausstellungseröffnung ist das erste sichtbare Ergebnis des Projektes und hält das geschehene Unrecht im Bewusstsein der Öffentlichkeit. Diese Erinnerung ist eine Mahnung und darf niemals enden. Daher ist es ein wichtiges Zeichen, eine Gedenktafel an einem zentralen Ort in Hagen anzubringen.“
Die Kernpunkte des Projekts sind:
- Aufarbeitung: Systematische Untersuchung der Rolle städtischer Institutionen bei der Verfolgung und Diskriminierung von Menschen mit Behinderung während der NS-Zeit.
- Gedenken: Schaffung eines würdigen Ortes der Erinnerung, um an die Opfer zu erinnern und künftigen Generationen die Geschehnisse näherzubringen.
- Öffentlichkeitsarbeit: Organisation von Informationsveranstaltungen, Ausstellungen und Bildungsprogrammen, um das Bewusstsein für die NS-Verbrechen zu schärfen.
- Partizipation: Aktive Einbindung von Menschen mit Behinderung und Studierenden, um unterschiedliche Perspektiven einzubeziehen und die Brücke zum Thema Diskriminierung heute zu schlagen.
Hintergrund des ProjektesBislang fehlt in Hagen eine angemessene Erinnerung an jenes Unrecht, das Menschen mit einer Behinderung während der nationalsozialistischen Diktatur erfahren haben. Hierzu gehören die behördlich verfügte Patiententötung (sogenannte Euthanasie), die Zwangssterilisation sowie die Zwangsabtreibung.
Auch andere marginalisierte Gruppen wie Homosexuelle, Wohnungslose sowie Sinti und Roma wurden durch die Behörden verfolgt. Mittlerweile ist das gesamte Ausmaß der genannten Gräueltaten geschichtswissenschaftlich erfasst und die Einzelfälle sind belegt. Da gerade in Hagen besonders viele Menschen mit einer Behinderung Opfer nationalsozialistisch motivierten staatlichen Unrechts geworden sind, besteht eine besondere Verpflichtung, diese Schuld einzugestehen und der Opfer würdig zu gedenken. „Möge dieser Tag uns dazu ermutigen, eine Gesellschaft mitzugestalten, in der Menschlichkeit, Respekt und Solidarität an erster Stelle stehen“, sagt Matthias Heidmeier, Staatssekretär beim Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, zur Ausstellungseröffnung.
Die Ausstellung ist ab sofort bis zum 21. Februar im Rathaus an der Volme zu besichtigen.
Das Projekt wird durch eine Förderung der Aktion Mensch ermöglicht.