Menschen mit Beeinträchtigungen werden in einem Pilotprojekt der Caritas zu Peer-Beratern ausgebildet
Paderborn/Hagen, 23.11.2020 (cpd) – Sabine Stolle erinnert sich noch gut, wie sie vor 26 Jahren ihre Arbeit in einer Werkstatt für behinderte Menschen begann. „Da hatte ich viele Fragen und hätte mich gefreut, wenn ich jemanden um Rat hätte bitten können“, sagt sie. Umso mehr freut sie sich, dass sie nun selbst anderen mit ihrem Rat weiterhelfen kann. Denn dazu wird sie nun gemeinsam mit anderen in einem Bildungsprojekt ausgebildet.
„Peer-Beratung im Tandem-Modell“ (PiT) heißt das von der Aktion Mensch Stiftung geförderte Gemeinschaftsprojekt der Caritas in den Erzbistümern Paderborn und Köln. „Dabei sollen Menschen, die mit einer Beeinträchtigung leben, befähigt werden andere, die sich in einer ähnlichen Situation befinden, auf Augenhöhe zu beraten“, erklärt Christina Habig vom Caritasverband für das Erzbistum Paderborn, die das Projekt gemeinsam mit Michaela Borgmann leitet. Die UN-Behindertenrechtskonvention und das Bundesteilhabegesetz bilden die Grundlage des Projekts. Die ersten Schulungsreihen finden nach einer Konzeptionsphase zurzeit in den St. Laurentius Werkstätten in Hagen und in den Alexianer Werkstätten in Köln statt. In Hagen nehmen elf Menschen, die mit einer geistigen oder psychischen Beeinträchtigung leben, an der Schulung teil. Dass sie teilnehmen darf, freut Heike Schieweck ganz besonders, denn: „Ich bin ein sehr sozialer Mensch und helfe gerne anderen. Ich lebe sehr selbstständig und kann anderen rund um das Thema eigene Wohnung, Haushalt und Alltag Tipps geben.“ Dabei steht sie nicht allein, sondern erhält in bestimmten Situationen Rat. „Das Besondere an diesem Projekt ist die Anbindung der Peer-Berater an eine erfahrene Beratungsfachkraft, dem Tandem-Partner, der im Bedarfsfall Unterstützung bietet“, sagt Habig. Die Tandem-Partner nehmen an vier der insgesamt elf Schulungstage teil.
Beteiligt an dem Projekt sind elf Einrichtungen und Dienste der Behindertenhilfe der verbandlichen Caritas in den Erzbistümern Paderborn und Köln, u. a. Werkstätten, Wohnheime und Sozialpsychiatrische Zentren. Nach Abschluss der ersten beiden Schulungsreihen starten – soweit die Pandemie es zulässt – weitere Schulungen Anfang 2021 in Olsberg-Bigge, Brilon, Warburg, Arnsberg, Olpe, Leverkusen, Bonn, Meckenheim und Euskirchen. Bis zum Ende des Projektes im Juni 2023 sollen insgesamt 120 Peer-Berater ausgebildet werden. „Sie ergänzen dann die bereits bestehenden Beratungsangebote um eine weitere innovative Beratungsform, die als Stärkung der Selbstbestimmung, des Empowerments, betrachtet wird“, erklärt Projektreferentin Michaela Borgmann.
Weitere Informationen unter www.pit-projekt.de
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In einem Pilotprojekt werden Menschen mit Beeinträchtigung zu Peer-Beratern ausgebildet. Eine erste Schulung findet in der Caritas-Werkstatt St. Laurentius in Hagen statt.
(Foto: cpd / Borgmeier)